Uruguay verkauft Marihuana in Apotheken. (ICC / dpa )
Das kleine Uruguay in Südamerika baut als erstes Land der Welt ganz offiziell riesige Mengen Marihuana an. Der Staat kontrolliert, vertreibt und verkauft die Droge unter anderem über Apotheken.
Seit 2014 dürfen die Uruguayer die Droge konsumieren, anbauen und inzwischen sogar in der Apotheke kaufen. Das heißt aber nicht, dass alles möglich ist. Die Regeln sind relativ strikt.
Die Legalisierung ärgert die Drogenmafia
Die Weltpresse interessiert sich für das kleine Uruguay und dessen Pilotprojekt. Zwar haben längst verschiedene US-Bundesstaaten Cannabis zum legalen Anbau und Verkauf frei gegeben, aber ein ganzes Land? Wo sonst gibt es einen Staat, der selbst anbaut und seine Bewohner mit Marihuana versorgt? Dabei hat Uruguays Regierung eigentlich ganz pragmatisch agiert. 3,4 Millionen Einwohner hat das Land, schätzungsweise 150.000 davon konsumieren Marihuana und kaufen es bisher auf dem Schwarzmarkt.
Die Drogenmafia in Südamerika ist mächtig und ein so kleines Land wie Uruguay gegen deren Einflussnahme wehrlos. Die einzige Waffe gegen die Drogenmafia ist die Legalisierung ihrer Ware, so befand der damalige Präsident Pepe Mujica und setzte das Gesetz 2014 im Parlament durch.Das Gesetz zur Regelung des Cannabismarkts hat stufenweise drei Bezugsquellen zugelassen: vor drei Jahren den registrierten Eigenanbau von maximal sechs Pflanzen, im Jahr darauf Non-Profit Cannabis-Clubs für maximal 45 Gesellschafter und seit Juli diesen Jahres den Verkauf in Apotheken. Für die letzte Option haben sich bisher 13.000 Nutzer registrieren lassen – mit ihren Fingerabdrücken. Nur Uruguayer dürfen die neue Freiheit genießen, Touristen nicht.
Der Kontakt mit den Apothekern gestaltet sich schwierig: nur zwei Blocks von der Stadtverwaltung entfernt verkauft eine Apotheke Cannabis. Nur einmal die Woche, aber immerhin. Der Apotheker lässt über eine Angestellte ausrichten, dass er nicht mit der Presse sprechen möchte.Nächster Versuch. Dieses Mal in einem anderen Viertel von Montevideo. Der Apotheker versteckt sich hinter Regalen mit Medikamenten und Drogerieartikeln und erklärt off the record, dass er abwarten will, bis die Regierung den Konflikt mit den Banken klärt. Derzeit sperren nämlich die Banken Konten, auf die Geld aus dem Verkauf von Marihuana einbezahlt wird. Deshalb kann Cannabis zurzeit nur gegen Bargeld verkauft werden. Die Legalisierung der Droge gefällt längst nicht allen. Sie spaltet die Gesellschaft: Sechs von zehn Uruguayern sind laut Umfragen dagegen und die konservativen Parteien auch.
Besonders auf dem amerikanischen Kontinent wird Uruguay mit größtem Interesse beobachtet. In Ländern wie Mexiko oder Kolumbien hat der Krieg gegen die Drogen ganze Gesellschaften an den Abgrund geführt. Die Forderungen nach einem radikalen Umdenken werden immer lauter, die Legalisierung von weichen Drogen immer offener diskutiert. Aber die Gegner sind mächtig. In Uruguay macht ausgerechnet die US-Zentralbank den Finanzinstituten Druck.
Obwohl in Uruguay der Marihuana-Markt gesetzlich geschützt ist, wollen öffentliche und private Banken die Konten von Unternehmen, die mit Verkauf, Produktion oder Vertrieb von Cannabis zu tun haben, sperren. Die US-Zentralbank deklariert das Ganze als illegales Geschäft. Und mit der US-Zentralbank kann sich keine Bank anlegen. Zu groß sind die Abhängigkeiten. Einige Apotheken haben sich deshalb entschieden, den Verkauf zu stoppen. Andere warten ab. Aber das sorgt für endlose Käuferschlangen.
Anbauflächen werden vom Militär bewacht
Gastón Rodríguez ist Gesellschafter von Symbiosis. Einer von zwei Firmen, die Cannabis für den Staat anbauen. Die Anbauflächen sind vom Militär bewacht. Journalisten haben keinen Zutritt. Der Unternehmer ist ein hohes finanzielles Risiko eingegangen, und dass die Banken jetzt quer schlagen, besorgt ihn. Aber er hält sich bedeckt und vermeidet Schuldzuweisungen. An die Öffentlichkeit geht er nicht gern, am Telefon zeigt er sich vorsichtig optimistisch.
Auch Ex-Präsident Pepe Mujica vertraut darauf, dass “auf lange Sicht” eine Lösung für das Problem mit den Banken gefunden wird. Er blickt in die USA. Dort kann man in 29 von 50 US-Bundesstaaten Marihuana oder Marihuana-Produkte legal kaufen. Ein Teil der Geschäfte wird in bar abgewickelt. Aber rund vierhundert Finanzinstitute unterhalten mit Unternehmen, die unter behördlicher Aufsicht mit Marihuana handeln, geschäftliche Beziehungen. Dagegen wird derzeit geklagt. Entscheidet das US-Gericht zugunsten der Marihuana-Geschäfte, dann gäbe es auch für die Banken in Uruguay keinen Grund mehr, Konten zu sperren.
Source: Deutschlandfunk 3.12.17 Olaso