Uruguay und Corona–Der sichere Hafen in der Pandemie
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Inmitten der Corona-Pandemie entwickelt sich das südamerikanische Land zum Sehnsuchtsort vieler Argentinier und Brasilianer. Und das liegt nicht nur am guten Krisenmanagement.
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Stimmen die Zahlen, die die argentinische Tageszeitung “La Nacion” oder “The Guardian” aus England ermittelt haben, dann sind allein aus Argentinien seit Beginn der Corona-Pandemie rund 25.000 Menschen ins Nachbarland Uruguay ausgewandert. Auch aus Brasilien ist eine spürbare Migration in Richtung Uruguay festzustellen.
Dafür gibt es gute Gründe, sagt Sebastian Grundberger, Leiter der Auslandsbüros der Konrad-Adenauer-Stiftung in Montevideo: “Für viele Argentinier und Brasilianer erscheint Uruguay als ein sicherer Hafen.”
Vor allem die Mittelschicht zieht es nach Uruguay
In Argentinien dagegen entfaltet die Corona-Pandemie gerade seine volle Wirkung. Allein in der letzten Woche kamen 80.000 registrierte Neuinfektionen hinzu. Umgerechnet auf die Bevölkerungszahlen bedeuten die jüngsten Zahlen von täglich etwa 400 Toten längst Verhältnisse wie in Brasilien zur Hochzeit der Pandemie. Die Armut in Argentinien wächst, Prognosen gehen von bis zu 44 Prozent Armut im Land Ende des Jahres aus. In Brasilien gehen die Zahlen zwar leicht zurück, aber das Land ist noch nicht über den Berg.
Christoph Röckerath, Leiter des ZDF-Studios Rio de Janeiro, berichtet über die aktuelle Lage vor Ort.
Trotzdem sind es nicht die Armen, die in der Mehrheit nach Uruguay kommen. Es ist zunächst einmal die gut ausgebildete Mittelschicht, die das Ambiente im Land schätzt, sagt Grundberger.
Zudem könne das Land auch Arbeitskräfte gebrauchen und werbe zum Teil sogar darum.
Pragmatismus und gute Kommunikation überzeugen
Einer, der von Argentinien nach Uruguay übergesiedelt ist, ist Federico Van Geldern, der inzwischen in Punta del Este lebt. Er arbeitet in der Gesundheitsverwaltung. “Mich beeindruckt das gute Management der Corona-Krise und die ergriffenen Maßnahmen gegen das Corona-Virus”, sagte Van Geldern der Zeitung “20 Minutos”.
Die Maßnahmen seien in Übereinstimmung mit der Bevölkerung getroffen worden, es gäbe eine gute Kommunikation der Entscheidungen. Genau das Gegenteil von dem also, was in Brasilien und Argentinien viele Menschen den Regierungen in Brasilia und Buenos Aires vorwerfen: Schlechtes Krisenmanagement und Populismus statt Pragmatismus.
Viel Raum für Einhaltung der Maßnahmen
Uruguay hat dagegen die Corona-Krise im Griff. Die Konsequenz: Gerade mal 1.959 registrierte Fälle und 47 Tote (Stand 25.09.). Das liegt auch daran, dass das Land mit 3,5 Millionen Einwohnern bei weitem nicht so dicht besiedelt ist wie seine Nachbarländer in den Metropolregionen. Platz, der es auch im Alltagsleben gestattet, die empfohlenen Regeln einzuhalten.
Und Platz, um weitere Menschen aus Brasilien und Argentinien aufzunehmen, die enttäuscht sind vom populistischen Stil ihrer Regierungen. Uruguays Präsident Luis Lacalle Pou bleibt seinem vorsichtigen Stil treu und ließ offen, ob er die Grenzen zu Argentinien und Brasilien im südamerikanischen Sommer öffnen werde. Das Land will die Kontrolle über die Lage behalten
Source: https://www.zdf.de/nachrichten/politik/corona-uruguay-zuflucht-100.html?fbclid=IwAR3UjKXf_GQ9O_bFa_8N7jiT2ygI3rvJW6dBl8Z6QP3zjwFGnKHbRskNbXQ